Ehre und Lohn - Vergütung von Führungskräften in Stiftungen (Vergütungsstudie)

Forschungsprojekt

Nonprofit-Organisationen gewinnen in der viel zitierten Krise des Wohlfahrtsstaates sowohl politisch als auch wirtschaftlich an Bedeutung. Bürgerschaftliches Engagement wird politisch gefordert und gefördert, dem Ehrenamt wird jedoch wegen zunehmender Rekrutierungsprobleme bei Führungspositionen konstatiert, es sei in der Krise und werde durch hauptamtliche Tätigkeit verdrängt. Das Spannungsfeld von Gemeinwohlorientierung und zunehmender Ökonomisierung wirft Fragen nach der Leistungsfähigkeit von Nonprofit-Organisationen auf. Steuerliche Privilegien und Formen politischer und gesellschaftlicher Unterstützung werden mit Erwartungen an Transparenz und Professionalisierung verbunden.

Die gesellschaftspolitische Bedeutung des Stiftungswesens und die Zunahme engagementpolitischer Initiativen spiegelt nicht hinreichend den Stand der Forschung wider. Verglichen mit anderen Bereichen des Dritten Sektors wird das Stiftungswesen zwar Theoretisch und Empirisch durchaus erfreulich erforscht, doch ist dem „Stiftungsboom“ des vergangenen Jahrzehnts, d. h. dem exponentiellen Bedeutungszuwachs des Stiftungswesens in ökonomischer ebenso wie in demokratietheoretischer Hinsicht dabei bisher nur unzureichend Rechnung getragen worden. Wichtige anwendungsorientierte Fragestellungen wie die nach einer zivilgesellschaftlich akzeptablen, aber auch stiftungsrechtlich und steuerrechtlich angemessenen und zugleich attraktiven Vergütung von haupt- und ehrenamtlichen Führungskräften, die heute in weit stärkerem Umfang benötigt werden als noch vor 10 Jahren, sind erst ansatzweise beantwortet. Das Steuerrecht lässt einen Ermessensspielraum zu, der nur mit Hilfe von Vergleichsdaten korrekt auszufüllen ist. Dass diese aktuell und in genügender Breite nicht vorliegen, liefert einen Anlass für das geplante Forschungsvorhaben. Ein weiterer ist der für Stiftungsorgane zu erwartende "Generationswechsel". Angesichts eines zunehmenden Bedarfs werden Stiftungen in den nächsten Jahren vor der Herausforderung stehen, sich als attraktive Arbeitgeberinnen zu positionieren, um geeignete Führungskräfte zu rekrutieren und zu binden.

Daraus ergeben sich die zentralen Forschungsfragen der geplanten Studie: Wie werden haupt- und ehrenamtliche Mitglieder von Stiftungsvorständen und Stiftungsräten vergütet?

Das Projekt knüpfte an die einzige empirische Studie zur Vergütung von Führungskräften in deutschen Stiftungen von 2007 an und versucht, die nach wie vor unbefriedigende Datenlage zu verbessern. Sowohl der Erhebungsumfang als auch der Untersuchungsbereich wurden ausgedehnt, so dass nun haupt- und ehrenamtliche Vorstände, Geschäftsführer und Stiftungsräte in rechtsfähigen Stiftungen zu Untersuchungsobjekten wurden. Im Rahmen der quantitativen empirischen Studie wurden Führungskräfte in rechtsfähigen Stiftungen online befragt. Geplant war eine Vollerhebung über eine Grundgesamtheit von ca. 6.000 Stiftungen, deren Kontaktdaten verfügbar sind.

Im Rahmen des Projekts wurden Daten zur Gewährung von Auslagenersatz und Aufwandsentschädigungen bei ehrenamtlichen Organmitgliedern und zur Vergütung von hauptamtlichen Vorständen und Geschäftsführer/-innen erhoben und analysiert. Zu untersuchende Aspekte waren die Vergütungspolitik (Standardisierung, Bemessungskriterien, Vergütungsmodi), Vergütungsstrukturen (fixe und variable Bestandteile, Zusatzleistungen), personen-, positions-, leistungs- und stiftungsbezogene Determinanten der Vergütungshöhe (z. B. Gender-Aspekte) sowie vergütungsbezogene Einstellungen (Arbeits- und Vergütungszufriedenheit).

Auf der organisationalen Ebene wurde von der Studie vor allem ein Erkenntnisgewinn für Fragen der Vergütungsbemessung und der Rekrutierung erwartet. Darüber hinaus lieferte die Studie stiftungs- und steuerrechtliche sowie engagementpolitische Implikationen im Hinblick auf eine Gestaltung von Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Führungspositionen im Stiftungswesen.

Projektlaufzeit

01.10.2013 - 30.09.2014

Projektleitung

Mittelgeber

Fritz Thyssen Stiftung

Kooperationspartner

Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin