Postkoloniale Perspektiven auf Pflanzen: Projekt der HTW Berlin mündet in Ausstellung in Göttingen

Berlin, 12. Juli 2022 — Die Ausstellung Tiny Unpredictable Material Objects ist das Ergebnis des gemeinsamen Teil-Projektes „Sammeln erforschen“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) in Kooperation mit der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen. Zu sehen ist die von Susanne Wernsing kuratierte Sonderausstellung im Forum Wissen ab 14. Juli 2022 in Göttingen. Bei der Eröffnung spricht unter anderen Prof. Dr. Susan Kamel, Projektleiterin und Professorin im Studiengang Museumsmanagement und -kommunikation an der HTW Berlin.

250 Jahre nachdem der Weltumsegler James Cook und der Naturforscher Georg Forster an Bord der Resolution in See stachen, zeigt eine neue Sonderausstellung erstmals Bestände aus Forsters südpazifischer Pflanzensammlung im Kontext postkolonialer Forschung. Unter dem Titel „Tiny Unpredictable Material Objects“ werden vom 14. Juli bis zum 14. Oktober 2022 im Forum Wissen der Universität Göttingen die Herbarblätter im Spiegel zeitgenössischer Fragestellungen an Praktiken der Aneignung, Überschreibung und Ausbeutung indigenen Wissens beleuchtet. Es geht in dieser Ausstellung darum, die damaligen Sammlungs- und Dokumentationspraktiken und bis heute wirkende Narrative wie die von der „Welterkundung“ und der „Entdeckung“ kritisch zu hinterfragen. Die Historikerin und Kuratorin Susanne Wernsing reflektiert Forsters Pflanzensammlung als koloniale Objekte, die Forschungsreisen werden im Kontext kolonialer Expansion, hegemonialer Wissensproduktion und ökonomischer Ausbeutung weltweiter Naturressourcen beleuchtet.

Während Objekte aus dem kulturellen Erbe wie etwa das Federbildnis eines hawaiianischen Kriegsgottes oder der Hut eines Robbenjägers aus Alaska durchaus bekannt sind, weiß die Öffentlichkeit bislang nur wenig über die südpazifischen Pflanzenbelege des Georg-Forster-Herbariums. An James Cooks zweiter Reise von 1772 bis 1775 nahm der damals 17-jährige Naturforscher und Reiseliterat Georg Forster (1754 bis 1794) als Naturzeichner teil. Die Weltreisen und Sammlungen wären ohne die indigenen Akteurinnen und Akteure und das Wissen ihrer Gesellschaften nicht zu realisieren gewesen. Dies lässt sich anhand von Forsters Pflanzensammlung eindrücklich nachvollziehen. Die Ausstellung ist das Ergebnis des Teilprojekts „Sammeln erforschen“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in Kooperation mit der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen. Das Forschungsprojekt wurde von der VolkswagenStiftung gefördert.

Die Sonderausstellung wird am Mittwoch, 13. Juli 2022, um 17 Uhr im Vestibül des Forum Wissen eröffnet. Zur Eröffnung sprechen die Kuratorin Susanne Wernsing, die Leiterin des Forum Wissen Dr. Marie Luisa Allemeyer, die Museumswissenschaftlerin Prof. Dr. Susan Kamel von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sowie Dr. Annabella Hüfler-Fick von der VolkswagenStiftung. Alle Interessierten sind zur Ausstellungseröffnung herzlich eingeladen.

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