"Karriere im Startup? Möglichkeiten und Wege in der Startup-Szene Berlins" | Podium am 19.11.2016

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Während man Hauptsitze großer Konzerne in Berlin nicht gerade im Übermaß findet, boomt die Startup-Szene der Hauptstadt umso mehr.

Denn gut ausgebildete und clevere Verstärkung für's eigene Team sucht diese vor allem an den Hochschulen - vielfältige Einblicks- und Einstiegsmöglichkeiten warten also auch auf Studierende und Absolvent_innen der HTW Berlin.

Gemeinsam mit unseren Podiumsgästen und vielen interessierten Besucher_innen gingen wir folgenden Fragen auf den Grund:

  • Wie sieht die Berliner Startup-Szene aus und welche Einstiegsmöglichkeiten bietet sie für HTW-Studierende und -Absolvent_innen?
  • Wie finden Sie heraus, ob ein Startup die passende Arbeitsumgebung für Sie bietet?
  • Wie vernetzen und bewerben Sie sich in der Startup-Szene? Wie bekommen Sie "den Fuß in die Tür"?

Berlins Startup-Szene

Seit 1998 beobachtet Burkhard Volbracht den Berliner Arbeitsmarkt.

Gerade die Startup-Szene wächst kontinuierlich, der Mythos, dass etwa alle 20 Minuten ein neues Startup gegründet wird, hält sich hartnäckig. Vor allem Hochschulabsolvent_innen bieten sich hervorragende Einstiegschancen und ein attraktives Arbeitsumfeld, denn Startups stehen für innovative Ideen, kreative Köpfe und eine große Portion Willenskraft und Tatendrang - nicht nur ihrer Gründer_innen, sondern auch ihrer Teams.

Diese Entwicklungen lassen auch die großen und mittelständischen Unternehmen ihren Blick auf Berlins Startup- und vor allem Digitalszene richten: Ihre Digitaleinheiten, wie z.B. das Volkswagen Digital Hub, bilden eine Brücke zwischen Startup und Konzern und böten, so Volbracht, neben einer starken Dachmarke eben auch das attraktive Startup-Feeling – eine extrem spannende Schnittstelle.

Was macht also das Feeling aus? Und wie findet man nun heraus, ob man ein „Startup-Typ“ ist?

Bin ich ein Startup-Typ?

Pauschal lässt sich das nicht sagen, so Janka Schmeißer, denn gerade Arbeitsbedingungen und Arbeitsumgebungen könnten nicht unterschiedlicher sein, wie sie in der Startup-Szene zu finden sind.

So bestätigen alle Expert_innen des Podiums einstimmig, dass man sicherlich bei frisch gegründeten Unternehmen keine 9to5-Arbeitszeiten, ein Einstiegsgehalt auf Konzernniveau oder übermäßig viele Urlaubstage erwarten kann, gehe es für das Unternehmen doch erst einmal darum, sich am Markt zu positionieren und dann zu wachsen. Entscheidungen fallen schnell und spontan, Prozesse und Abläufe im Unternehmen festigen sich erst.

Die Möglichkeit, ein Unternehmen mit aufzubauen, viel Verantwortung von Anfang an mitzutragen und mit dem Unternehmen auch persönlich und fachlich zu wachsen ist eine einzigartige Chance und Lernerfahrung - für viele das bekannte "Zünglein an der Waage", das zur Entscheidung pro Berufseinstieg im Startup beiträgt.

Etablierte Größen der Berliner Startup-Szene wie die Mister Spex GmbH (gegründet: 2007) bieten ihrem stark angewachsenen Team inzwischen marktübliche Gehälter, flexible Arbeitszeitmodelle und klar definierte Aufgabenbereiche.

2009 stieg ich in einer klassischen Assistenzposition ohne konkrete Stellenbeschreibung bei Mister Spex ein. Durch eigene Gründungserfahrung und mein Studium hatte ich schnell das Thema Personal bei mir, war aber lange damit allein. Je größer das Unternehmen wurde, desto größer wurde auch das Team und desto klarere Strukturen brauchte es. Ich habe die Personalabteilung also strukturiert aufgebaut und kümmere mich heute als Head of HR vor allem um personalstrategische Fragen. 

Eva Nöll, Head of HR bei Mister Spex GmbH

Je kleiner das Unternehmen, desto generalistischer sind die Anforderungen an Mitarbeiter_innen. Neue Themen auf sich zukommen lassen können, beherzt neue Aufgaben anpacken und diese pragmatisch und zielorientiert bearbeiten, darum gehe es im Kern, so Eva Nöll. Man muss gestalten wollen und sich kümmern – das gelte dann übrigens auch für gewünschte Gehaltserhöhungen.

Mutig sein und über den eigenen Tellerrand schauen, das sind Eigenschaften, die Bewerber_innen für eine Karriere im Startup mitbringen sollten. Wie knüpft man also mutig erste Kontakte in die Szene und wie klappt es dann mit der Bewerbung?

Ganz einfach(?) Teil der Szene werden

Netzwerken ist für den Einstieg in die Startup-Szene essenziell – und es gibt viele Möglichkeiten und Wege dafür. Einfach mal in einem Coworking-Space arbeiten, Networking-Events und Meetups besuchen – das sind gute erste Schritte, um Kontakte zu knüpfen.

Auch der Blick in den eigenen Verwandten- und (entfernten) Bekanntenkreis lohnt sich, offline oder auf Xing und LinkedIn. Arbeitet(e) da jemand im Startup und gibt es die Möglichkeit, über den Kontakt ans Unternehmen heranzutreten? „Unbedingt nutzen!“ riet Eva Nöll. Denn gerade in der Startup-Szene und in der Anfangsphase würden viele Stellen über persönliche Empfehlungen aus dem eigenen erweiterten Netzwerk besetzt – und dann selten überhaupt öffentlich ausgeschrieben.

"Man sollte sich nicht fragen: 'Wie kriege ich nur einen Zugang zu dieser Szene?' Werden Sie selbst Teil der Szene! Bringen Sie sich ein!"

Burkhard Volbracht, Leiter des Bereichs "Talent Services" bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH

Die klassische Suche nach Stellen über Portale ist da, so Burkhard Volbracht, also häufig wenig zielführend.

Initiativbewerbungen sind dagegen gern gesehen – wenn sie gezielt verschickt werden, man sich vorher z.B. telefonisch beim Unternehmen erkundigt hat. Eine tolle Gelegenheit, um mit Enthusiasmus zu überzeugen – denn bei der Bewerbung im Startup muss vor allem ersichtlich sein, wofür die Bewerber_innen brennen. Dann können ein mittelmäßiger Notendurchschnitt oder eine Lücke im Lebenslauf als Negativpunkte schonmal an Gewicht verlieren. Wer Arbeitserfahrung, z.B. durch ein Praktikum im Startup, nachweisen kann, hat einen guten Grundstein für den erfolgreichen Einstieg gelegt.