KI-basierter Chatbot im Studienservice der HTW Berlin ist Best Practice
8. April 2025 — Das Hochschulforum Digitalisierung hat eine neue Studie zum Thema KI in Studium und Lehre veröffentlicht. Die Autor*innen haben neun Best Practice Beispiele an Hochschulen ausgewählt, darunter der KI-basierte Chatbot im Studienservice der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin).
Die neue Studie „KI in Studium und Lehre – Use-Cases und Gelingensbedingungen“ ist eine systematische Analyse von Praxisbeispielen generativer KI-Tools an deutschsprachigen Hochschulen. Die Untersuchung dokumentiert vielfältige Anwendungsmöglichkeiten und zeigt, unter welchen Bedingungen der Einsatz generativer KI erfolgreich gelingt. Grundlage der Studie sind 77 Praxisbeispiele aus verschiedenen Hochschultypen und Fächergruppen. Neun Best Practices werden ausführlich vorgestellt, darunter der HTW-Chatbot. Die Autor*innen loben in ihrer Studie den strategischen Wert des Projekts: „Durch den Einsatz eines datenschutzkonformen, lokal gehosteten KI-Modells gelingt der HTW Berlin die Kombination aus technischer Souveränität und hoher Servicequalität.“
Mehr Service für Studierende und Entlastung der Mitarbeitenden
Angestoßen hatte das Projekt Prof. Dr. Tilo Wendler. Mit 15.000 Studierenden in 80 Studiengängen ist die HTW Berlin die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Berlin. Die Anzahl der Anfragen an den Studierendenservice steigt stetig, die studienrelevanten Informationen werden immer komplexer, ändern sich häufig und müssen an verschiedenen Stellen gepflegt werden. Die Idee hinter dem Projekt war, einen besseren Service für Studierende und Studieninteressierte anzubieten und gleichzeitig die Mitarbeitenden im Studierendenservice zu entlasten.
Hochschuleigene Entwicklung
Der Chatbot wurde hochschulintern entwickelt und ist nun seit vergangenem Jahr im Einsatz. Er basiert auf einer kuratierten Wissensbasis, die regelmäßig aktualisiert wird. Studierende erhalten rund um die Uhr Antworten auf häufige Fragen – etwa zu Fristen, Dokumenten oder Ansprechpersonen – und werden bei Bedarf gezielt an zuständige Stellen weitergeleitet. „Das neue Tool ist einfach zeitgemäß. Niemand möchte mehr lange Webseiten oder Dokumente durchforsten, um eine Information zu finden. Der Chatbot hilft mit wenigen Klicks“, sagt Kathrin Ebert, Teamleiterin des Studierenden-Service-Centers. Zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Franke hat sie den Chatbot mit Inhalten gefüttert.
Transparent, Open Source und datenschutzkonform
Die Technische Entwicklung lag bei Florian Dewes, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der KI-Werkstatt der HTW Berlin. „Das von uns entwickelte Framework ist Open Source, das heißt andere Hochschulen und Einrichtungen können von der Entwicklung ebenso profitieren und den Code nutzen“, erläutert er und ergänzt: „Unser Chatbot verarbeitet die anfallenden Daten lokal und übermittelt keine Daten an externe Server.“ Transparent ist also auch der Umgang mit Daten. Eine Besonderheit ist zudem die einfache Pflege der Wissensbasis: Die Mitarbeitenden des Studierendenservice können selbst Aktualisierungen vornehmen, Programmierkenntnisse oder vertieftes technisches Knowhow sind dazu nicht erforderlich.
Der Chatbot ergänzt die persönliche Beratung
„Wir sehen, dass der Chatbot zunehmend genutzt wird. Gerade zu Semesterbeginn und in den Bewerbungszeiträumen gibt es Nutzungsspitzen“, so Ebert. Die Auswertungen fließen in die Weiterentwicklung der Wissensbasis ein. Der Chatbot kann dadurch immer mehr Standardfragen abdecken. Bei komplexeren Fragen gerät er jedoch an seine Grenzen. „Gerade erst haben wir unsere Präsenzsprechstunden an beiden Campus-Standorten erweitert“, erklärt Kathrin Ebert. „So können wir individuell beraten und auch komplexe Themen schnell gemeinsam lösen.“ Die persönliche Beratung durch die Mitarbeitenden des Studierendenservice und der KI-Kollege ergänzen sich also.
In Zukunft könnte das sogar noch viel weitergehen: Die Hochschule nutzt die Ergebnisse des Projektes zum Training eines eigenen lokalen Large Language Models, um Anfragen, die über das Ticketsystem beim Studierendenservice eingehen, zukünftig schneller beantworten zu können.
Die KI-Werkstatt der HTW Berlin
Die KI-Werkstatt der HTW Berlin bringt KI konkret in den Alltag – und adressiert dabei Studierende, Forschung und Unternehmen gleichermaßen. Gestartet als Pilotprojekt, entwickelt sie sich hin zu einer dauerhaften Infrastruktur für Forschung, Lehre und Transfer. Neben dem KI-Chatbot realisiert die KI-Werkstatt aktuell vielfältige weitere KI-Projekte: neue Lehrformate, anwendungsorientierte Prototypen, interdisziplinäre Forschungsvorhaben und strategische Unternehmenskooperationen. Veranstaltungsreihen wie das KI-Forum, das am 23. April 2025 fortgesetzt wird, tragen zur Sichtbarkeit und Vernetzung bei. Ab Mai startet das neue Format Werkstattgespräche. Unternehmen sind eingeladen, sich aktiv an der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte mit KI-Kompetenz zu beteiligen.