Urban Supply Chain Symposium: Solarboot, Drohne, autonomes Lastenrad? Lösungen für eine nachhaltige Stadtlogistik

28. April 2023 – 75 Expert*innen der urbanen Logistik aus Praxis, Politik und Wissenschaft tauschten am 27. und 28. April auf dem 2. Urban Supply Chain Symposium der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) erfolgreich Perspektiven, Visionen und konkrete Lösungen für eine nachhaltige Stadtlogistik aus. Die zentrale Erkenntnis: Nachhaltige Konzepte können nur im kooperativen Stil entwickelt und umgesetzt werden. Key Notes und Podiumsdiskussionen waren hochrangig mit Vorständen, Politiker*innen und erfahrenen Wissenschaftler*innen besetzt. Referiert wurde in drei Themenblöcken: Ziele, Steuerung und Regulation von Wirtschaftsverkehr (1), Flächen und Mikro-Hubs (2) und Innovative Transportmittel (3).

Auf dem von Prof. Dr. Stephan Seeck (HTW Berlin) ausgerichteten Urban Supply Chain Symposium debattierten 75 Expert*innen der Urbanen Logistik aus ganz Deutschland über Herausforderungen und Lösungen für die nachhaltige Belieferung von urbanen Räumen. Politik, kommunale Verwaltung, Verbände, Logistikdienstleister, Versender, Technologieanbieter und die Wissenschaft behandelten die drei Themen aus unterschiedlichen Perspektiven: Ziele, Steuerung und Regulation von Wirtschaftsverkehr (1), Flächen und Mikro-Hubs (2), Innovative Transportmittel (3). Die Veranstaltung bestätigte, dass neue Konzepte und Lösungen für die urbane Logistik nur ganzheitlich und im kooperativen Stil entwickelt werden können. “Wir haben nicht genug getan. Optimieren, reduzieren, vermeiden. Jeder von uns, sofort!”, rief Key-Note Speaker Marco Schlüter (COO, Hermes Germany) die Akteure zum aktiven Handeln auf.

Erkenntnis Thema 1: Ziele, Steuerung und Regulation von Wirtschaftsverkehr

31 Prozent der Berliner Emissionen entstehen durch Verkehr. Private Mobilität nimmt ab, der Wirtschaftsverkehr zu. Best Practice-Beispiele seitens Kommunen sind z. B. Liefer-/Ladezonen und multifunktionale Mikro-Depots, die nicht nur als Logistikfläche fungieren, sondern auch einen sozialen Charakter als Nachbarschaftstreffpunkt erfüllen. Auch Paketstationen stehen sie offen gegenüber, sofern diese anbieterneutral sind. Regulierung wird kontrovers diskutiert, Einigkeit besteht jedoch im Punkt, dass zuerst Lösungen angeboten werden müssen, bevor die Regulierung, z. B. durch Einfahrtsbeschränkungen kommt. Ein White-Label-Logistikdienst sieht die Wirtschaft als unrealistisch an, unter anderem aufgrund der Datenaustausch-Problematik. An Key Notes und/oder Podiumsdiskussionen in diesem Themenblock waren beteiligt Carola Pahl (Projektleitung nachhaltige Stadtlogistik, Wiesbaden), Christoph Wurth (Geschäftsbereichsleiter Auslieferung, Deutsche Post DHL), Dr. Meike Niedbal (Staatssekretärin Mobilität, Berliner Senat), Heike Bunte (Klimamanagerin Mobilität, Hamburg-Altona), Oliver Igel (Bezirksbürgermeister Treptow-Köpenick), Sebastian Czaja (FDP).

Erkenntnis Thema 2: Flächenknappheit und Mikro-Depots

Die dringend benötigten Flächen für Mikro-Depots und Paketboxen sind knapp. Kommunen nehmen sich vor, kreativ zu werden, um vorhandene Flächen anzubieten, können dies jedoch nur zeitlich begrenzt tun. Gleichzeitig wächst das privatwirtschaftliche Angebot an Flächen, z. B. in Parkhäusern. Wichtig in der Planung von Mikro-Depots ist, diese gemeinsam mit Logistikprozessen zu denken, um einen effizienten und reibungsfreien Betrieb zu ermöglichen. Attraktive Mikro-Depot-Standorte liegen primär im Inneren der Stadt, aber auch verdichtete Außenbezirke können hohe Potenziale bieten. Insbesondere Lastenräder können in solchen Gebieten wirtschaftlich sein, wenn ca. 100 Sendungen pro Quadratkilometer erreicht werden und die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs kleiner als 15 Kilometer pro Stunde ist. Logistikdienstleister fordern von den Kommunen eine klare Strategie und klare Ansprechpartner*innen, um nicht nur temporäre Pilotprojekte zu starten, sondern langfristig und planbar Prozesse umzustellen, kurz: ein „Ja“ zur Logistik. Konsens herrscht, dass Logistik-Flächen in Neubauten berücksichtigt werden sollen. An Key Notes und/oder Podiumsdiskussionen in diesem Themenblock waren beteiligt Inga Töller (CMO, Onomotion), Kathrin Zabel (Vorstand, ProPaketBox), Marco Schlüter (COO, Hermes), Martin Schmidt (CEO, Cycle Logistics), Nico Keinath (Referent Wirtschaftsverkehr Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Berlin), Niels Christ (Director, Apcoa), Saskia Ellenberg (Bezirksstadträtin Tempelhof-Schöneberg).

Erkenntnis Thema 3: Innovative Transportmittel – der Mix macht’s

Innovative Transportmittel wurden in Pilotprojekten erprobt und Einsatzszenarien aufgezeigt: Mit Solarboten liefert DHL 350 Pakete täglich zum Berliner Westhafen und von dort mit Lastenrädern aus. Autonome Lastenräder eignen sich zur Unterstützung der Zusteller*innen in hochverdichteten Gebieten. Komplett autonome Fahrzeuge können in Kombination mit Zustellrobotern kleinere Sendungsmengen effizient zustellen. Die Paketzustellung per Tram und Lastenrad soll weiter in einem Frankfurter Mischgebiet getestet werden. Die Drohne eignet sich für eher schlecht angebundene ländliche Bereiche. Doch es wird keine allgemeingültige Lösung geben, es muss einen Mix an innovativen Transportmitteln und weiteren Maßnahmen geben. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, Wissenschaft und Praxis ganzheitliche Konzepte entwickeln und die Praxis die Lösungen in die Breite bringen. Dies gelingt nur kooperativ. An Key Notes und/oder Podiumsdiskussionen in diesem Themenblock waren beteiligt Andreas Schwager (Projektmanager, Deutsche Post DHL), Prof. Dr. Birte Malzahn (HTW Berlin), Gerd Seber (Sustainability Manager, DPD), Julian Maas (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, TU Berlin), Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke (UAS Frankfurt), Martin Schmidt (Cycle Logistics), Dr. Tom Assmann (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg).