Digital einfach machen – Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben durch betriebliches Eingliederungsmanagement unter besonderer Berücksichtigung psychischer Störungen (BEMpsy)

Forschungsprojekt

Die digitale Transformation birgt Chancen und Risiken. Deshalb ist es entscheidend, die Chancen zu nutzen. Im Projekt BEMpsy sollten digital gestützte Tools und eine digitale Plattform im Kontext des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM, § 167 Abs. 2 SGB IX) entwickelt werden, um schwerbehinderten Beschäftigten oder deren Gleichgestellten die Inklusion und die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.

Da die Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen seit Jahren kontinuierlich steigt, fokussierte das Projekt einerseits auf die Eingliederung von psychisch beeinträchtigten Schwerbehinderten, andererseits auch auf die Eingliederung von schwerbehinderten Beschäftigten, denen eine psychische Beeinträchtigung droht. Schwerpunktsetzung bei den psychischen Beeinträchtigungen liegt bei Depressionen, Angststörungen und Sucht. Insbesondere in diesem Bereich gibt es für schwerbehinderte Beschäftigte wenig systematische betriebliche sowie auch überbetriebliche Unterstützung, für kleine, mittlere und auch große Betriebe. Sie fühlen sich in diesem Themenfeld weitestgehend hilflos, da sie einerseits wenig über diese Erkrankungen / Beeinträchtigungen wissen und außerdem sich meist vor sehr langen Ausfallzeiten der Erkrankten konfrontiert sehen. Darüber hinaus ist die häufig vorherrschende Stigmatisierung psychisch erkrankter beziehungsweise beeinträchtigter (schwerbehinderter) Menschen nach wie vor eine zusätzliche Barriere für die Eingliederung beziehungsweise Inklusion. Diese sogenannte „zweite Krankheit“ soll Bestandteil der Bedarfserhebung werden.

Ziel dieses Projektes war es, durch Verfahren beziehungsweise Ansätze, wie Lern- und Experimentierräume, Co-Creation und/oder Design-Thinking, in einem ergebnisoffenen Diskurs, explorativ und partizipativ, digital gestützte Tools und eine digitale Plattform zur Unterstützung zu entwickeln, zu erproben und betrieblich umzusetzen. Dies sollte vor allem mit der Zielgruppe und den Betroffenen, aber auch mit betrieblichen und außerbetrieblichen Verantwortlichen des BEM erfolgen. Im Vordergrund stand die Wiederherstellung, der Erhalt und die Förderung der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit sowie der Erhalt des Arbeitsplatzes schwerbehinderter Beschäftigter mit (drohender) psychischer Störung.

Um die Vielfalt des Themas zu berücksichtigen und unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zu ermöglichen, sollten Lern- und Experimentierräume in vier Regionen Deutschlands eingerichtet werden. Dabei wurde ein breiter Erfahrungsaustausch und ein voneinander Lernen auch über die Grenzen der Bundesländer hinweg gewährleistet. Der Diskurs wird sich auf der digitalen Plattform und den digital gestützten Tools widerspiegeln. Lern- und Experimentierräume, Co-Creation und Design-Thinking wurden dabei als unterstützende Methoden herangezogen, damit viele unterschiedliche perspektive Erfahrungen und Anforderungen in die Tool-Entwicklung einfließen können. Der Barrierefreiheit der digitalen Tools wurde dabei eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Die Unterstützung der Zielgruppe und der ergebnisoffene Diskurs in den Lern- und Experimentierräumen erfolgte dabei auf drei Ebenen:

  1. Ebene des Individuums / der Beschäftigten (beispielsweise niederschwellige, adressatengerechte und digital aufbereitete Informationen, zum Beispiel zu Depression, Angststörung, Sucht und Stigmatisierung, digital gestützte Analysen mit Handlungsoptionen als Ergebnis, präventive Unterstützungstools, die vor dem Aufgreifkriterium des BEM von sechs Wochen greifen)
  2. Ebene des Unternehmens / der Organisation (beispielsweise E-learning-Elemente zur Qualifizierung der Verantwortlichen im BEM, digitale Kampagnen zur Entstigmatisierung von Schwerbehinderung und psychischer Störung, digital gestützte Präventionsansätze im Themenbereich)
  3. Ebene von Netzwerken (beispielsweise Aufbau beziehungsweise Weiterentwicklung einer digitalen Infrastruktur zur Nutzung eines regionalen und überregionalen Expert*innen- und Informationspools)

Projektlaufzeit

01.10.2020 - 31.03.2024

Projektleitung

Projektmitarbeiter_innen

Mittelgeber

BMAS

Kooperationspartner

GAW gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitsfähigkeit und Wohlbefinden mbH